Vielfalt in Kitas

Vielfalt in der Kita – Positive Selbstbilder stärken

„Kinder werden in unserer Einrichtung als Individuen wahrgenommen“. So oder so ähnlich liest es sich auf den Webseiten vieler Kindertagesstätten. Es ist einfach daher gesagt, aber die Umsetzung steht auf einem anderen Blatt. Zum einen lassen die Rahmenbedingungen oftmals keine intensive Betreuung der einzelnen Kinder zu. Zum anderen bringen Erzieher*innen und die weitere Umwelt selbstverständlich ihr eigenes Weltbild mit, welches die kleinen Menschen beeinflusst. Umso wichtiger ist es, ein positives Selbstbild der Kinder zu fördern und einen wertschätzenden Umgang mit Vielfalt in der Kita vorzuleben. Wie kann dies aber umgesetzt werden?

Was bedeutet „Vielfalt in der Kita“?

Ganz konkrete, praktische Tipps sind gerne erwünscht, denn diese machen oftmals das Leben leichter. Hierzu müsste zunächst erstmal definiert werden, was „Vielfalt in der Kita“ überhaupt bedeutet. Meist wird damit die kulturelle Vielfalt gemeint, die ethnische Herkunft, die Zuwanderungsgeschichte der Kinder oder ihrer Eltern. Stellenweise geht das sogar zur Einwanderungsgeschichte der Großeltern zurück. Mehrsprachigkeit und vermeintliche kulturspezifische Verhaltensweisen und Werte werden oft unter dem Dach der Vielfalt zusammengefasst.

Allerdings ist das stark vereinfacht und in einer globalisierten Welt lassen sich Menschen nicht mehr so einfach zuordnen. Die Werte der eigenen Eltern üben zwar den größten Einfluss auf die Kinder aus. In der Kita erleben Kinder aber viele weitere unterschiedliche Einflüsse, die sie prägen. Das sind Regeln, Werte und Bräuche im deutschen System, aber auch Freunde mit ihren eigenen Familienkulturen, die ihre Wurzeln nicht in Deutschland verorten. So kommen ganz unterschiedliche Prägungen zusammen. Die kleinen Menschen, auch wenn die Eltern beide aus einem bestimmten Land eingewandert sind, sind von so vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst, dass eine Kategorisierung schwer fällt.

Die Antwort auf die Frage nach einem Umgang mit Vielfalt in der Kita könnte also vor diesem Hintergrund auch „42“ lauten. Hierfür einen Leitfaden zu entwickeln ist unmöglich. Alleine in einem auf den ersten Blick monokulturellen Kontext lassen sich nur schwierig gemeinsame Nenner finden. Selbst Geschwister, die mit den gleichen Werten aufwachsen, können sich in gegensätzliche Richtungen entwickeln.

Individualität wertschätzen

Was bleibt also zu tun? Genau das, was auf so vielen Webseiten steht: Kinder als Individuen zu betrachten. Und darin liegt auch ein Teil der Antwort, wie mit Vielfalt umgegangen werden kann. Durch die individuelle Wahrnehmung der Kinder wird die große Vielfalt zur Normalität. Kinder mit eigener oder elterlicher Einwanderungsgeschichte werden als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft begriffen und nicht als „anders“ oder „exotisch“. Zum anderen ist es, wenn man von einer Norm ausgeht, ausgesprochen wichtig, Kinder in ihrer eigenen Identität zu stärken und ihnen das Gefühl zu geben, dazu zu gehören.

Individualität wahrzunehmen und darauf einzugehen kann anstrengend sein. Es erfordert Arbeit, eine persönliche Beziehung aufzubauen und im Austausch zu bleiben, gerade im herausfordernden Kitaalltag und den oft schwierigen Rahmenbedingungen. Aber die aktive Mitgestaltung einer Beziehung zu den Eltern und Kindern ist ein Schlüssel, um sich in einer immer komplexeren Welt mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu orientieren.

Die eigene Identität stärken

Studien belegen, dass Kinder bereits mit sechs Monaten unterschiedliche Hautfarben wahrnehmen. Bereits ab einem Alter von zwei Jahren nehmen Kinder weitere Unterschiede wie Geschlecht und Haarfarbe wahr. Auch Wertevorstellungen durch ihr eigenes familiäres und soziales Umfeld werden aufgenommen, die Einordnung in Kategorien beginnt. Kinder beobachten und spüren bereits in jungen Jahren, wie die Haltung des vertrauten Umfelds gegenüber bestimmten Personengruppen ist und übernehmen diese. In amerikanischen Studien zeigt sich, dass Weiße Kinder zwischen drei und vier Jahren bereits negative Verhaltensweisen gegenüber Personen entwickeln können, die anders aussehen als sie selbst. Mit fünf Jahren können Kinder die eigene ethnische Zugehörigkeit zuordnen. Dies ist ein identitätsbildendes Merkmal, woraus ein positives oder negatives Selbstbild erwächst.

Die Kita hat als erste Bildungseinrichtung der Kinder demnach einen besonderen und wichtigen Auftrag, da Kinder in der Regel dort einen großen Teil ihrer Zeit verbringen. Die besondere Herausforderung besteht nun darin, Kinder in ihrem eigenen positiven Selbstbild zu stärken und Vielfalt als Normalität begreifbar und erlebbar zu machen.
Die angebotenen Spielmaterialien und Kinderbücher sind hilfreich, um die kleinen Menschen in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu unterstützen. Wichtig ist das Anbieten von Identifikationsmöglichkeiten bei Puppen und in Büchern. Die Darstellung von vielen verschiedenen Lebensformen hilft dabei, die eigene Lebenswelt wiederzufinden und viele weitere kennenzulernen. Repräsentationen in Materialien zeigen Kindern, dass sie ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sind. Bei der Auswahl von Kinderbüchern können Leitfragen helfen. Wie sehen die abgebildeten Menschen aus und welche Tätigkeiten üben sie aus? Welche Rollen übernehmen die Hauptpersonen? Wird mit Klischees gearbeitet? Erscheinen unterschiedliche Lebensformen als ebenbürtig?

Das Interkulturelle Spielzimmer zu Besuch in der Kita

Praktische Hilfestellung zum Umgang mit Vielfalt in den Kitas kann das mobile Interkulturelle Spielzimmer bieten. Im Kernstück bestehend aus Büchern, Puppen und Spielmaterialien vermittelt es Erwachsenen und Kindern: „Es ist normal, verschieden zu sein.“ In den Büchern werden die Kinder verschiedener Hautfarben als selbstverständlichen Teil der Gesellschaft begriffen und die Individualität und Fähigkeiten der Kinder in den Mittelpunkt gerückt. Ganz spielerisch setzen sich Erzieher*innen damit auseinander, wie mit Vielfalt in Kitaeinrichtungen umgegangen werden kann, ohne in Kategorisierungen zu verfallen. Der diversitätsbewusste Ansatz vermittelt eine unaufgeregte Repräsentanz einer bunten Gesellschaft.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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